»Nachhaltige Synthese und Recycling von phosphorhaltigen Materialien in Lithium-Ionen-Batterien«

Kurzbeschreibung

Das Forschungsprojekt »SuSyPhos« zielt auf die Weiterentwicklung der Rückgewinnung von Phosphat aus Abwässern bzw. Klärschlämmen sowie dessen Wiederverwendung in Lithiumeisenphosphat (LFP) als Elektrodenmaterial ab. In Zusammenarbeit mit dem MEET Batterieforschungszentrum, der FH Münster, dem Institut für betriebswirtschaftliches Management der Universität Münster und der BeTeBe GmbH wird dabei der gesamte Wertschöpfungskreislauf des Phosphats untersucht.

Zurzeit werden die weltweiten Phosphatreserven hauptsächlich für die Produktion von Düngemitteln abgebaut und verarbeitet. Die Automobilindustrie plant, in den nächsten Jahren verstärkt LFP-Batterien in elektrischen Fahrzeugen einzusetzen. Diese erweiterte industrielle Nutzung von Phosphat steht im Spannungsfeld mit der landwirtschaftlichen Nachfrage nach Phosphat für die Nahrungs- und Futtermittelproduktion. Durch die Rückgewinnung von Phosphat wird dieses adressiert, die Abhängigkeit von Importen verringert und der Umwelteintrag reduziert. Die Verwendung von Phosphat in der Landwirtschaft führt durch Versickerung und Eintrag in Gewässer zu einem erhöhten Eutrophierungspotential und gefährdet damit Wasserökosysteme.

Die BeTeBe GmbH und die FH Münster wählen die Ausgangsmaterialien, also die für die Phosphatrückgewinnung geeigneten Schlämme, aus und trennen das Phosphat ab. Dieses wird dann vom MEET Batterieforschungszentrum aufbereitet und zu Aktivmaterial für Batterien synthetisiert. Eine umfangreiche Analytik begleitet die Synthese, um Materialeigenschaften wie Zusammensetzung, Reinheit, Partikelgröße, Kristallstruktur und Kohlenstoffbeschichtung zu charakterisieren. Die elektrochemischen Eigenschaften des synthetisierten Lithiumeisenphosphats werden durch Tests in Batteriezellen bewertet und bei Bedarf modifiziert.

Eine Ökobilanzierung (LCA) und Wirtschaftlichkeitsbetrachtung vervollständigen das Projekt. Hierbei werden auch vor- und nachgelagerte Schritte untersucht, um die ökologische und wirtschaftliche Tragfähigkeit eines zirkulären Geschäftsmodells zu analysieren. Die Bewertung erfolgt unter einer kontinuierlichen Betrachtung des Gesamtsystems unter Berücksichtigung möglicher alternativer Aufbereitungswege. Darüber hinaus können mithilfe einer consequential LCA die Auswirkungen auf gesamtwirtschaftlicher Ebene betrachtet werden und so die Frage des ökologischen Mehrwertes der flächendeckenden Klärschlammaufbereitung beantwortet werden.

Arbeitsplan

Der Arbeitsplan ist in fünf Arbeitspakete unterteilt:

1.    Phosphatgewinnung aus Abwasser und Wirtschaftsdünger

2.    Aufreinigung der Zwischenprodukte

3.    LFP-Herstellung

4.    Charakterisierung und begleitende Analytik

4.1. Analysen der Ausgangs-, Zwischen- und Endmaterialien

4.2. Elektrochemische Charakterisierung des LFP

5.    Ökobilanzierung und Wirtschaftlichkeitsbetrachtung

5.1. Life Cycle Assessment

5.2. Wirtschaftlichkeitsbetrachtung & Patentanalyse

Ergebnisverwertung

Das Projekt »SuSyPhos« untersucht das Potenzial sekundärer Rohstoffquellen für die Wiedereinbindung in die Batteriezellproduktion sowie deren wirtschaftliche und ökologische Vorteile. Der Innovationsgehalt des Vorhabens liegt zum einen in der Weiterentwicklung der Phosphatrückgewinnung aus Abwässern und Wirtschaftsdüngern, zum anderen in der Weiterentwicklung der LFP-Herstellung. Der besondere Mehrwert liegt im Zusammenfügen sowie iterativen Anpassen der Prozesskette dieser beiden Themen. Daraus ergeben sich Synergieeffekte, die in einem integrierten Verfahrenskonzept sowohl für die nordrhein-westfälische und überregionale Abfallwirtschaft genutzt werden können.

Phosphor wird, wie viele andere Rohstoffe, mittlerweile aufgrund der starken Abhängigkeit vom Ausland von der Europäischen Union als kritischer Rohstoff gelistet. Die gewonnenen Erkenntnisse werden zeigen, wie Kreisläufe für Abfallströme geschlossen werden können und wirken den Abhängigkeiten entgegen. Der wachsende Bedarf an Rohstoffen durch den massiven Ausbau der Batterieproduktionskapazitäten eröffnet neue Märkte für die Aufbereitung und Reintegration sekundärer Rohstoffquellen. Die Anforderungen dieser Märkte an sekundäre Rohstoffe und die notwendige Infrastruktur werden im Projekt untersucht. Dadurch wird die Strategie der EU-Kommission zur Sicherung kritischer Rohstoffe unterstützt und einen konkreten Ansatz zur Erhöhung der Versorgungssicherheit mit Rohstoffen in Nordrhein-Westfalen bietet.